Ich bin privater Samenspender.

 

Ich bin privater Samenspender. Für lesbische und heterosexuelle Paare und Singel-Mütter.

Das bin ich nicht aus einer Laune heraus geworden, sondern durch mein Hineinwachsen in die Rolle des biologischen Vaters, nach vorheriger und parallel jahrelanger Überlegung und Auseinandersetzung mit der Thematik. Meine Gewissheiten sind mittlerweile gereift. Ich bin aktiver und bewusster Unterstützer alternativer Familienmodelle (aka Regenbogenfamilien, Co-Parenting u.a.). Es ist mir ein wundervoller Weg der gemeinsamen Gestaltung und achtsamen Wahrung authentischer Beziehungen geworden. Es macht mir unglaublich viel Freude. Und diese will ich teilen.

 

Warum ich privater Samenspender bin:

 

Ich liebe das Leben und begegne ihm mit Neugier, Mut und Hingabe. Es ist mein Abenteuer, und ich lebe es ganz. Leben heißt für mich lieben lernen. Dieser Weg ist mein Ziel, wie wunderschön! Klingt vielleicht abgehoben, aber ich habe Bock auf weise werden. Und ich liebe es, mich unkalkulierbaren Lebensdynamiken auszusetzen. Freundschaften und Beziehungen zu gestalten. Offenheit auszuleben und zu erforschen. Und meine Lebensfreude weiterzugeben.

„You could let your life be ruled by fear or be as courageous as the women who come to me for help. They are asking a stranger for help on the internet.“ (Ed Houben)

Ich mag seinen Mut. Darum geht es. Mutig und selbstbestimmt den Weg des Lebens zu wählen. Was dies für die Frauen heisst, die sich bei mir melden, kann ich kaum ermessen. Ich habe verdammt viel Respekt. Und für mich als Samenspender heisst dies, dass ich bei jeder „Lebensentscheidung“ zu 100% auf mein Bauchgefühl vertraue. Und mir meiner Verantwortung immer bewusst bin.

 

Was ist meine Verantwortung als BioPapa?

 

Die Anonymität einer Befruchtung über die Samenbank halte ich ebenso unvereinbar mit den unveräußerlichen Rechten eines Menschen, wie seinem Kind den Wunsch nach Kenntnis des biologischen Vaters erst mit 18 zu vermitteln. Es ist eine Lüge, die ohne Ausnahme als Boomerang zurückkommen, und immer Schaden in der Beziehung anrichten wird. Das Verwehren des Kontaktes kann - von Anfang an - niemals eine Option sein.

Auf mich bezogen: ich möchte mich als BioPapa nicht vor dieser Aufgabe und Verantwortung drücken. Die Lebensereignisse, die ich mit einigen Müttern bereits teile und zusammen heraufbeschworen habe, holen mich bereits ein. Gemeinsame Treffen je nach Möglichkeiten und Wünschen, neugieriges kennenlernen und austauschen, leben und leben lassen und vor allen Dingen: verdammt viel staunen und lachen!

Und irgendwann, wenn die Kinder älter und die Fragen existentieller werden, möchte ich mit offenem Herzen erreichbar sein. Ganz gleich, wo und unter welchen Umständen ich mich soeben physisch aufhalten werde, auf dieser geilen Kugel.

Mir ist zur Gewissheit geworden, etwas Lebensrichtiges zu tun. Ich will das alles. Genau so. Und die „Rolle“, in die ich mich damit begebe, die ich mir bewusst ausgesucht habe, auch voll und ganz auskosten. BioPapa. Quasi-Onkel. Anteilnehmer. Daseier, wenn die Fragen kommen. 

Es ist eine neue Art post-modernen Familienideals. Autonom, bewusst und verantwortlich. Es gibt keine gesellschaftlich normierte Vorlage. Es ist zart-anarchisch, gesellschaftlich queer. Es rührt ans Wesentliche und berührt mich. Es ist viel im Umbruch, es wird freier und schöner. Und es wird klar, das Wahlverwandtschaften bedeutender sind, als biologische. Verantwortung ist verbindender, als genetische Zugehörigkeit. 

Dass “das altehrwürdige Bürgerliche Gesetzbuch nicht gemacht ist für Bioväter und Doppelmütter" ist nur noch eine Frage der Zeit:

 

Wer die Eltern sind, muss neu geregelt werden.

 

"Die Übernahme tatsächlicher Verantwortung wird für die Elternfrage mitunter wichtiger sein als das genetische Band. (...) Die biologische Herkunft wird keineswegs irrelevant, sondern wird zentral bleiben. Gerade auch dort, wo die rechtliche und genetische Elternschaft auseinanderfallen. Zum Beispiel beim Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung, das anerkanntermaßen wichtig für die Identitätsfindung der Kinder ist. Interessant ist auch, dass bei Adoptionen - wo die leiblichen Eltern stets als Störfaktor galten - inzwischen der Kontakt zur Herkunftsfamilie gefördert wird."

 

Mit lebendigen Grüßen,

BioPapa Xyrano

 

Links zum Thema: 

Aufklärungsquote von Spenderkindern in Deutschland – was ist bekannt?

Portraits über das Leben in Regenbogenfamilien

Gayby Baby - Film 

Geteiltes Elternglück in der Regenbogenfamilie