Sperma von Säugetieren Forscher entdecken Eisprung fördernde Substanz

Spermium an Eizelle: Schützenhilfe durch Enzym, das Eisprung fördert?

Spermium an Eizelle: Schützenhilfe durch Enzym, das Eisprung fördert?

Die Samenflüssigkeit ist mehr als nur Gleitmittel und Schwimmhilfe für die Spermien. Bei Rindern, Mäusen und Lamas enthält sie ein Eiweiß, das den Eisprung fördert. Die Substanz dürfte auch beim Menschen vorkommen, glauben Forscher.

Washington - Lange Zeit galt die Samenflüssigkeit hauptsächlich als Vehikel für den Spermientransport. Sie enthält beispielsweise eine Substanz, die die Schleimhaut von Eileitern und Gebärmutter dazu anregt, sich wellenartig zu bewegen, und bringt so die Spermien in Richtung Eileiter.

Forscher rätselten bislang, warum diese Flüssigkeit trotz ihrer begrenzten Aufgaben durch einen so aufwendigen und komplexen Drüsenapparat produziert wird. Beim Menschen hielt man dies für ein Relikt der Evolution: Ein Überbleibsel aus Zeiten, in denen Männchen bei der Paarung noch einen selbsthärtenden Pfropfen in den Genitalien der Weibchen hinterließen - wie es beispielsweise bei Mäusen der Fall ist.

Doch nun haben Wissenschaftler im Ejakulat von mehreren Tierarten ein Eiweiß entdeckt, das den weiblichen Eisprung fördert. Einen ersten Hinweis auf diese weitere Funktion der Samenflüssigkeit lieferten den Forschern Lamas: Bei ihnen, wie auch bei anderen Kamelverwandten, aber auch bei Koalas und Kaninchen, wird der weibliche Eisprung erst durch die Paarung ausgelöst. Es lag daher nahe, dass es im Ejakulat der männlichen Lamas eine Substanz geben musste, die dies bewirkt.

Marcelo Ratto von der Universidad Austral de Chile in Valdivia und seine Kollegen haben diese Substanz nun mittels chemischer Analysen und Röntgenkristallografie identifiziert. Es handele sich dabei um ein Eiweiß, den sogenannten Beta Nerve Growth Factor (Beta-NGF), schreiben sie im Fachblatt "Proceedings of the National Academy of Sciences". Injizierten die Forscher weiblichen Lamas eine Lösung dieses Eiweißes, bekamen diese wenige Stunden später ihren Eisprung.

In einem weiteren Versuch wiesen die Forscher nach, dass das den Eisprung fördernde Eiweiß nicht nur bei Lamas, sondern auch bei Mäusen und Rindern im Ejakulat vorkommt. Diese gehören wie der Mensch zu den Säugetieren, bei denen der Eisprung durch den weiblichen Hormonzyklus gesteuert wird. Eine Eizelle reift daher auch ohne Paarung etwa einmal im Monat heran und wird in die Gebärmutter abgegeben. Der Fund des Beta-NGF in der Samenflüssigkeit von Rindern und Mäusen lege aber nahe, dass bei ihnen und möglicherweise auch beim Menschen das männliche Ejakulat durchaus den Zyklus beeinflussen könne, sagen die Forscher.

Das Ergebnis könne nicht nur erklären, warum der Mann noch immer einen so komplizierten Drüsenapparat für seine Samenflüssigkeit besitzt. Der Fund des Beta-NGF könnte auch dazu beitragen, Unfruchtbarkeit beim Menschen zukünftig besser zu verstehen und zu behandeln.

Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/forscher-entdecken-in-sperma-eisprung-foerdernde-substanz-a-851197.html

 

Eisprung: Sperma beeinflusst weibliches Gehirn

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München (netdoktor.de) - Säugetier-Sperma kann mehr als nur Eizellen befruchten: ein darin enthaltener Stoff wirkt auf das weibliche Gehirn - und beeinflusst den Eisprung. Das gilt auch beim Menschen, haben amerikanische Forscher herausgefunden.

Was ist alles drin im Sperma - dieser Frage nahmen sich Gregg Adams und seine Kollegen von der University of Saskatchewan (USA) an. Die Forscher untersuchten von zahlreichen Säugetieren die Zusammensetzung der Samenflüssigkeit. Ergebnis: Egal ob Koala, Maus, Lama oder Mensch, alle haben das gleiche Protein: den Eisprung-induzierenden Faktor (OIF).

Sperma an Gehirn - Gehirn an Eierstock

Die Wissenschaftler verglichen die Struktur des OIF mit schon bekannten Proteinen und hatten einen Treffer: "Zu unserer Überraschung zeigte sich, dass es sich um ein und dasselbe Molekül handelt", sagt Adams. Die Rede ist vom Nervenzell-Wachstumsfaktor (NGF), dieser ist überall im Körper zu finden und stimuliert unter anderem das Wachstum von Nervenzellen. Er wirkt allerdings auch als Signalstoff im weiblichen Gehirn auf Hypothalamus und Hypophyse. Die dort ausgelöste Signalkaskade, führt schlussendlich dazu, dass die Eierstöcke Eizellen entlassen. Die Forscher sind selbst erstaunt, wie lange ihnen dieser Zusammenhang verborgen blieb. "Vor allem, weil es so reichlich in der Samenflüssigkeit vorhanden ist", meint Adams.

Jedes Säugetier-Männchen hat OIF im Sperma

Bisher war in jedem untersuchten Säugetier-Sperma OIF zu finden. Das deutet darauf hin, dass es eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung spielt. Denn auch die Struktur und Größe des Hormons sind gleich - egal bei welcher Spezies.

"Vor allem der Zusammenhang, dass eine Substanz in der Samenflüssigkeit einen direkten Effekt auf das weibliche Gehirn hat, ist neu", erklärt Adams. "Das vertieft unser Verständnis über die Mechanismen, die den Eisprung regulieren, und wirft gleichzeitig neue Fragen über die der Fruchtbarkeit auf." Wie relevant OIF tatsächlich bei der menschlichen Fruchtbarkeit ist und wie das Hormon genau wirkt, möchten die Forscher nun herausfinden. (lh)


Quelle: Marcelo et al. The nerve of ovulation-inducing factor in semen. Proceedings of the National Academy of Sciences, August 20, 2012 DOI: 10.1073/pnas.1206273109 

Quelle: http://www.netdoktor.de/News/Eisprung-Sperma-beeinflusst-1137178.html

 

09.09.2012 | 5738 Aufrufe