So geht Schwanger heute 2) Die Psyche der Frau

 

Wir Männer können Frauen selten verstehen. 
Frauen mit Kinderwunsch und Zyklusabhängigkeit ist, so glaube ich, ein Phänomen, dennoch lohnt der Versuch, die wunderbarste Kreatur der Welt wenigstens ansatzweise zu verstehen.
Mit ein wenig Verständnis und Zykluswissen kann Verdrossenheit des Spenders oder auch des Partners vermieden werden. 
Dazu folgende Beobachtungen von mir:
Ist ein passender Spender gefunden und naht der erste Versuch, kann
die Empfängerin es gar nicht erwarten bis ihre Mens da ist. Das ist wohl
erstmals im Leben einer Frau dass bei eintretender Mens Freude aufkommt.(mal vom ganz jugendlichen Alter, wo man nicht schwanger sein wollte abgesehen) 
Endlich ein neuer Zyklus, endlich kann Frau planen :-)

Der Zyklusanfang:
Der erste Zyklustag ist der erste Tag der Menstruation. Die Schleimhaut des vergangenen Zyklus ohne Befruchtung wird abgestoßen. Zudem beginnt die
Reifungsphase der Eibläschen die sogenannte Follikelphase. Der Hypothalamus, ein Teil des Zwischenhirns, schüttet das Hormon GNRH aus, woraufhin die Bildung des follikelstimulierenden Hormons FSH in der Hirnanhangdrüse stimuliert wird. Im Eierstock reifen nun unter dem Einfluss des FSH etwa 40 bis 100 Eibläschen (Follikel) heran. Sie produzieren Östrogen - das weibliche Geschlechtshormon.
In dieser Phase sind Empfängerinnen euphorisch, aufgeregt und guter Dinge, dass die Schwangerschaft schnell erfolgt. Es wird die erste Insemination geplant, überlegt und die Aufregung steigt von Tag zu Tag. Ein erfahrener Spender sollte schon jetzt damit anfangen, zu große Erwartungen der Empfängerin zu nehmen und alles etwas zu realisieren. Am einfachsten
geht dies, wenn der Empfängerin immer wieder gesagt oder geschrieben wird,
dass man als Spender ja nicht weg läuft wenn's mehrere Versuche benötigt
usw... alles wird gut.

Die Zyklusmitte:
Gegen Mitte des Zyklus führt der Östrogenanstieg dazu, dass sich der
Gebärmutterhalskanal (Zervixkanal) weitet und der Z-Schleim wässrig, klar
und gut spinnbar wird. Der Schleim lässt sich nun zwischen zwei Fingern in
etwa zehn bis zehn Zentimeter lange Fäden ziehen. Für Spermien ist er
jetzt besonders gut durchlässig. Die Dauer der Follikelphase ist variabel und endet immer zum Zeitpunkt des Eisprungs. Bei einem Zyklus von 28 Tagen ist sie etwa 14 Tage lang. Bei einem Zyklus von 35 Tagen dauert sie etwa 21
Tage. In dieser Phase schwindet oft die Selbstsicherheit der Empfängerin,
Zweifel kommen auf ob der eingeschlagene Weg der richtige ist. Frauen stellen jetzt alles in Frage.

Der Eisprung/Ovulation:
Kurz vor dem Eisprung wird durch die Östrogenausschüttung ein rapider
Anstieg des Hormons LH ausgelöst. Gemeinsam mit dem bereits angestiegenen
Progestaron löst das LH dann zehn bis zwölf Stunden später den Eisprung
aus. Das bedeutet, dass eine reife Eizelle aus dem Leitfollikel (der bestentwickeltste) im Eierstock ausgestoßen wird und in den Eileiter
abwandert. 
Die Auswahl des Eileiters erfolgt ohne System und geht nach einem
Zufallsprinzip. Ohne diesen "LH-Peak" kann der Eisprung nichtstattfinden. Etwa 30 % der Frauen spüren den ES (= Eisprung) genau.
Der Eisprung ist die Voraussetzung dafür, dass eine weibliche Eizelle von
einer männlichen Samenzelle befruchtet wird. Eine Eizelle ist nach
dem Eisprung noch etwa 10 bis 20 Stunden fähig sich befruchten zu lassen.

Die zweite Zyklushälfte:
Aus den Resten des Follikels, die im Eierstock verbleiben, entwickelt sich
der Gelbkörper. Diese kleine Drüse produziert für kurze Zeit das
Gelbkörperhormon Progesteron. Es sorgt dafür, dass nach dem Eisprung innerhalb von zwei Tagen die Körpertemperatur einer Frau um mindestens 0,3 Grad Celsius ansteigt. In der sog. Gelbkörperphase ist und bleibt die Temperatur erhöht. Aus diesem Grund ist die Temperaturmethode für das Bestimmen des ES und die damit verbundene Insemination total ungeeignet, da bei Anstieg der Temperatur der ES schon erfolgt ist. Die Temperaturmethode eignet sich um festzustellen ob der ES erfolgte und die Empfängerin lernt ihren eigenen Körper besser kennen. In dieser Phase nehmen Frauen nach der Insemination ihren Körper viel intensiver wahr. Sie spüren Gegebenheiten, die vielleicht schon seit 10 Jahren vorhanden waren aber nicht bemerkt wurden.
Empfängerinnen fallen jetzt fast immer in eine Wahrnehmungsstörung, sprechen meist täglich von Ihrem Erfolg, der noch gar nicht feststeht. Jetzt muss der Partner/Partnerin oder Spender all das neutralisieren, denn sonst ist die Enttäuschung um so größer. 
Ich habe es wirklich schon erlebt, dass eine Empfängerin mir ein Stück Toilettenpapier zeigte mit dem Kommentar "das sieht doch nach einer Einnistungsblutung aus" und ich sah eben nur ein weißes Stück Tolettenpapier. Frauen haben unterschiedliche Methoden, mit dieser
Situation umzugehen. Das Problem liegt darin, dass Frauen mit Tatsachen und Fakten umgehen können, aber Frauen können mit Ungewissheit nicht leben.
Östrogene sorgen in der zweiten Zyklushälfte dafür, dass sich die Schleimhaut der Gebährmutter (GM) aufbaut und für die Aufnahme einer befruchteten Eizelle vorbereitet wird. Die Schleimhaut wird dann zunehmend stärker. Nistet sich eine befruchtete Eizelle ein, bleibt die nachfolgende Menstruationsblutung aus. Auch die Basaltemperatur (bei der Temperaturmethode) bleibt nun erhöht.
Wenn jedoch während der fruchtbaren Tage die Eizelle nicht befruchtet
wurde, bildet sich der Gelbkörper gegen Ende des Zyklus wieder zurück. Der
Rückgang des Progesterons löst die Mens aus, bei der die
Gebärmutterschleimhaut zerfällt und ausgestoßen wird.
Gleichzeitig mit der eingetretenen Blutung steigen im Blutbild der Frau
die Werte der Östrogene und die der Hormone LH wieder an und ein neuer
Zyklus beginnt. Ist die Blutung da, kommt pure Enttäuschung. Es sah alles so gut aus..... 
Jetzt helfen keine wissenschaftlichen Erhebungen, jetzt kann der Partner oder Spender einfach nur trösten und gut zureden.

Meine keinen Tipps:
In der Phase des "Wartens" neigen Frauen zu den unlogischsten Sachen, ob
nun fünf Schwangerschaftest täglich gemacht werden oder das Einrichten des
zukünftigen Kinderzimmer, es ist alles unlogisch, aber nur aus Sicht
eines unbeteiligten Mannes. Frauen brauchen das, der größte Fehler den der
Partner oder Spender jetzt machen kann ist, der Frau das auszureden. 
Fühlt sich die Empfängerin schon nach der Insemination schwanger, ist es
der größte Fehler ihr zu sagen, "geh mal raus an die Frische Luft, geh
spazieren, lenke Dich ab usw." Frauen brauchen das jetzt. Und jede Frau geht anders mit der Situation um.
Meist sind die ersten beiden Versuchszyklen Musterzyklen, alles geht
genau im errechneten Zeitfenster. Ab dem dritten erfolglosen Versuch beginnt bei den meisten Frauen das Kopfkino und Frauen können sich in die Frage "klappt die Realisierung meines Kinderwunsches überhaupt jemals" in
Perfektion hineinsteigern, da hilft nur eine Therapie die der Partner oder Spender anwenden kann: Viele Gespräche und Feinfühligkeit 

In diesem Sinne, allen viel Erfolg

30.09.2012 | 6664 Aufrufe

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