Den Samenspendern Wird Fehlende Toleranz Vorgeworfen

Gerne wird uns Samenspendern vorgeworfen, dass wir eine "Randerscheinung" in dieser Gesellschaft sind denen es nicht um den Kinderwunsch geht sondern um das Knüpfen sexueller Kontakte. Wir Spender fordern,( zu recht) eine Toleranz in dieser Gesellschaft, das Problem liegt meist darin, dass sich unsere Gesellschaft eine moralische Messlatte anlegt die weit ab jeder Realität ist. Aber gerade Frauen die auf der Suche nach einem Spender sind und Samenspender selbst können mit einer gewissen Aufklärungsarbeit dazu beitragen, dass die Akzeptanz in unserer Gesellschaft in Bezug auf die Samenspende wächst. Und man sieht in den letzten Jahren, dass auf dem Gebiet ein klein wenig Bewegung ist. Noch vor Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass Ärzte die in der Reproduktionsmedizin tätig sind, selbst auf Spender suche gehen für ihre Patientinnen, heute ist dieses Tabu gebrochen Auch hier ist erkennbar dass der Wandel eingeläutet ist. Familie heute funktioniert nicht mehr so wie vor dreißig Jahren, auch die Emanzipation der Frau trägt einen Teil dazu bei. Die moderne Frau von heute ist sich sehr wohl bewusst, dass es nicht mehr wie früher notwendig ist, sich zwanghaft einen Partner zu suchen  um ihren Kinderwunsch erfüllt zu bekommen, sondern es genügend andere Wege zum Erfolg gibt. Hinzu kommt, dass auch die Bevölkerung sensibilisiert wurde in Bezug auf Krankheiten wie HIV und gerade in den 80ern Jahre wirklich wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf gesundheitliche Aufklärung gemacht wurde und bis heute zum Glück Früchte trägt.nSomit kommt die Alternative sich einen "Spender von der Strasse zu holen" ( meist ohne Wissen des Spenders ) auch immer weniger in Betracht.  Diese Entwicklung brachte den Samenbanken in den 90igern einen regelrechten Ansturm von suchenden Frauen. Das war auch der Zeitpunkt als die Kommerzialisierung im Bereich der Reproduktionsmedizin einsetze und bis heute anhält.


1978 wurde Luise Brown geboren, das erste Kind das ausserhalb des Mutterleibes gezeugt wurde in England. Danach ging ein Wettlauf in der Forschung los und die Toleranzgrenze von Medizinern wurde von Jahr zu Jahr korrigiert. Heute werden in Deutschland jährlich ca 14000 Kinder durch medizinische Behandlungen ( künstliche Befruchtung ist ein falsche Bezeichnung, da an der Befruchtung ja nichts künstlich ist, meist ist nur der Ort des Geschehens ein anderer) gebohren. Nach Vermutungen der PPS in Kopenhagen, werden weitere 5.000 Kinder in Europa ( die Schätzung gibt es nicht für Deutschland sondern nur für gesamt Europa) durch private Samenspenden gezeugt. Diese Zahlen zeigen aber auch, welchen "Stellenwert" Samenspender einnehmen. Durch viel Öffentlichkeitsarbeit von Spendernkindern, wurden die Anteile der anonymen Spender an Samenbanken in Dänemark immer geringer, die Anfragen waren nun nicht mehr bei anonymen sondern bei Yes Spendern. Eine enorme Herausforderung an die dänischen und europäischen Samenbanken, denn sie mussten sich schnell nach Yes Spendern umsehen und zudem Rechtssicherheit schaffen. Der Wert der anonymen Spendern sank, auch hier bestimmt der Markt den Preis, Nachfrage und Angebot müssen stimmen, auch bei Spermien.
Daraus resultiert dieser unglaubliche Unterschied in der Gesetzeslage in Europa, ein vereintes Europa sollte auch in der Lage sein, einheitliche Ramenbedingungen zu bieten und gleiches Recht für alle muss auch hier oberstes Gebot sein. Ein lesbische Frau hat das selbe Recht auf ein Kind wie jedes hetrosexuell Paar. Wo bleibt hier der Grundsatz der Gleichheit? In Bezug auf den Kinderwunsch wird das Grundgesetz mit beiden Füssen getreten. Bei der sexuellen Gesinnung wird der Grundsatz der Gleichheit verletzt ebenso beim Alter von Frauen. Eine Frau die Ihren Kinderwunsch in einer heterosexuellen Partnerschaft mit 30 Jahren verwirklichen will, erhält teilweise finanzielle Unterstützung vom Staat, eine Frau über 40 Jahren wird die Unterstützung verwehrt. Wenn hier argumentiert wird, das die Erfolgsaussicht bei älteren Frauen geringer ist, sollte Bedenken, dass eine an Krebs erkrankte Frau mit 60 Jahren die gleiche Behandlung erhält wie eine erkrankte 30 jährige. Dies wird in der Medizin mit dem Grundsatz der Gleichheit gerechtfertigt, wo ist dann in Bezug auf den Kinderwunsch der Gleichheitsgrundsatz??? Wer entscheidet das was richtig und falsch ist? Meine persönliche Meinung ist, dass der Staat die Rahmenbedingungen für glückliche Familien schaffen muss und das ist nicht der Fall.


Wer schwanger werden möchte durch eine medizinische Behandlung und sexuell einer Minderheit (lesbische Paare) angehört ist gezwungen ins europäische Ausland zu "flüchten". Wer aktive Sterbehilfe wünscht muss ebenfalls wieder flüchten, dann in die Schweiz.


Der Grund das auch von Seiten der Politik an dieses Thema keiner ran möchte liegt auch an unserer sexuell verklemmten Gesellschaft. Die wenigsten Paare reden offen über ihre langen Versuche ein Kind zu bekommen, da unsere Gesellschaft dies zum größten Teil nicht hören will. In Bezug auf eine Samenspende fällt unweigerlich auch der Begriff von Masturbation, schon da sieht man Stirnrunzeln bei so vielen, auch wenn es das normalste der Welt ist. Wenn eine Chalotte Roche ein Buch schreibt mit dem Titel Feuchtgebiete, wird es zu Bestseller, auch wenn darin eigentlich die normalsten sexuellen Gegebenheiten angesprochen werden, aber es klinkt anrüchig und ist somit interessant. Gleiches betrifft die Pornobranche. Niemand sieht jemals Pornos, doch die Pornoindistrie hat Umsatzzahlen wie noch nie, alles das zeugt von absoluter Verklemtheit und einer Tabugesellschaft.

Ich erlebe so oft, dass Spender nicht die geringste Ahnung haben von Zyklen oder von medizinischen Anwendungen haben. Wenn wir aber verlangen, dass wir eine Akzeptanz in der Bevölkerung bekommen, dann sollten wir uns auch mit dem Thema genauer befassen.
Daher hier noch ein paar Erklärung, vielleicht interessiert es den einen oder anderen.


Selbstinsemination (Heiminsemination):
Das Sperma wird mit Hilfe einer Einwegspritze (ohne Nadel!) vaginal eingeführt und vor den Muttermund plaziert. Dort bahnt es sich den Weg bis in die Eileiter selbst. Diese Methode kommt dem Vorgang der normalen Befruchtung durch Geschlechtsverkehr am nähesten.

IUI= intrauterine Insemination:
Das Sperma wird mittels eins dünnen Silikonkatheter direkt in die Gebährmutter eingebracht und sucht sich dort selbständig den Weg zur Eizelle.
Dieser Eingriff sollte aber von einem Gynäkologen durchgeführt werden, da bei ungeübter Handhabung Verletzungsgefahr besteht.

IVF= invitro Vertilisation:
Hierbei handelt es sich um eine ärztliche Behandlung, der meist eine hormonelle Stimmulation der Eizellreifung vorher geht. Diese Eizellen werden durch operativer Punktion abgesaugt.
Nach erfolgreicher Eizellentnahme werden Eizelle und Spermien in einem Medium zusammen geführt. Die Befruchtung der Eizelle geschieht dabei selbständig ohne menschliche Hilfe. Die befruchteten Eizellen werden dann wieder in die Gebährmutter eingesetzt (sogenannter Transfer)

ICSI= Intrazytoplasmische Spermieninjektion:
Wie bei der IVF werden die Eizellen entnommen, aber dann direkt mit den Spermien befruchtet und ein paar Tage weiterkultiviert bis sich 4- ,8- oder Mehrzeller gebildet haben. Anschließend werden je nach Wunsch 1 - 3 Embryonen zurück transferiert.

11.08.2012 | 3061 Aufrufe

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